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…
„Wir alle wissen, die Vergangenheit geschieht vor der Gegenwart und weit vor der Zukunft. Und ich rede hier von großen Zeiträumen. Klar, oder?“
Matthias nickte.
„So ist es normalerweise, und so ist es logisch. Was in der Vergangenheit geschehen ist, beeinflusst unsere Gegenwart und Zukunft. Bisher hat das immer gestimmt. Aber hier“, er wies auf seine Tasche, wo Matthias‘ Manuskript verstaut war, „hier bei dir scheint es umgekehrt zu sein. Du kommst aus der Zukunft, und während du in der Vergangenheit lebst, kehrst du irgendwie in die Gegenwart zurück und schreibst sie auf. So als würdest du sie überhaupt erst erschaffen. Und das ist alles andere als logisch.“
„Das ist einer der Punkte, die ich bei der ganzen Sache wirklich nicht verstehe“, bestätigte Matthias, „aber bisher hatte ich den Eindruck, dass ich nur das aufschreibe, was zuvor geschehen ist. Als Chronist etwa.“
Wolfgang kratzte sich am Kopf. „Stimmt, so gesehen hast du völlig recht. Du erfindest nichts neu. In dieser Hinsicht. Du schreibst nur deine Erlebnisse auf. Klar, wenn du ein Zeitreisender bist, dann liegt es nahe, das zu tun. Aber verdammmich, wie kann es sein, dass du Dinge weißt, bei denen du gar nicht dabei warst? Du schreibst die Dinge aus Milas Sicht, während du weit weg bist.“
Genau das war Matthias ja auch schon aufgefallen.
„Das ist unheimlich und eindeutig ein Hinweis darauf, dass du es bist, der die Vergangenheit erfindet.“
„Aber das heißt ja, das bedeutet, dass …“ Wenn es stimmte, was Wolfgang sagte, war das doch der Beweis! Matthias schnappte nach Luft, ob der Perspektiven, die sich ihm plötzlich auftaten.
Prompt piepste das blöde EKG wieder los. Doch Matthias hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Wenn hier irgendwie alle Logik aus den Latschen gekippt wurde, dann …
„Ruhig, beruhige dich doch!“ Wolfgang war bereits auf den Beinen und beugte sich über Matthias.
„Aber Wolfgang, das ist es. Alles ist offen!“ Alles. Er würde wieder zu Mila gelangen können, würde mit ihr gemeinsam in seine Vergangenheit reisen, dort Elias‘ Leben retten und schließlich dafür sorgen können, dass Adelinda und Gangolf … Der Jubel, der sich schon in ihm ausbreiten wollte, wurde jäh unterbrochen, als die Tür aufgerissen wurde.
„Himmel, was ist denn hier los?“
„N-nichts“, behauptete Matthias.
Gleichzeitig mit Wolfgang. „Gar nichts.“
…